Schon am 7.6.2025 machten sich zwei tapfere Recken der Sternwarte Lübeck auf, um den Vorbeiflug der Internationalen Raumstation (ISS) vor der Sonne im Bild festzuhalten. Leider machten dicke Wolken dieses Vorhaben zunichte.
Doch am 9.6.2025, am Pfingstmontag, sollte es eine weitere Chance geben. Abermals machten sich die wagemutigen Mitglieder der Sternwarte auf, um das Objekt ihrer Begierde zu fotografieren. Und sie brachten Verstärkung mit. Am Ende beobachteten sechs ISS-Hungrige den Himmel und jede noch so kleine Wolke wurde argwöhnisch verfolgt.
Ein ISS-Transit vor der Sonne ist kein ungewöhnliches Ereignis, allerdings muss man sich an genau dem richtigen Ort zu genau der richtigen Zeit befinden. Weicht der Standort nur zwei Kilometer vom optimalen Ort ab, fliegt die ISS an der Sonne vorbei und man bekommt die Silhouette der Raumstation nicht zu sehen.
Und noch andere Dinge müssen bedacht werden. Ganz wichtig ist natürlich, dass man – egal ob beim Beobachten als auch beim Fotografieren der Sonne – immer einen entsprechenden Filter oder spezielle Sonnenbeobachtungsbrillen einsetzen muss. Ohne diese Filter schädigt man seine Augen und auch die Optiken/Kameras der Teleskope.
Außerdem gilt es zu bedenken, dass die ISS schnell ist … sehr schnell. Sie bewegt sich mit 7,39 km/s fort und von der Erde aus betrachtet dauert der Transit weniger als eine Sekunde. Das erfordert genaue Planung und vor allem den rechtzeitigen Aufbau der Teleskope.
All das im Kopf trafen sich die Mitglieder der Sternwarte zur Mittagszeit am Pfingstmontag in der Nähe von Utecht auf einem Parkplatz und begannen mit den Vorbereitungen. Zunächst nur von ein paar neugierigen Kühen und Nandus beobachtet, dauerte es nicht lange, da wurden sie auch schon von nicht minder neugierigen Wanderern und diversen vorbeifahrenden Auto- und Radfahrern angesprochen, was es denn Spannendes zu sehen gab. Gerne wurde Auskunft gegeben und die Begeisterung übertrug sich auf die Schaulustigen, die natürlich auch mal durch die Teleskope schauen durften.

Somit verging die Zeit bis zum Ereignis des Tages wie im Fluge. Um 13:30 Uhr und 32 Sekunden sollte die ISS vor der Sonne vorbeiziehen. Doch um 13:28 Uhr wurde die Sonne abermals durch eine dicke Wolke verdeckt. Sorgenvoll blickten die Sonnenbeobachter zum Himmel, aber mit Hilfe des Windes, ein paar energischen Pustern und einem kleinen Stoßgebet wurde die Wolke vertrieben und um 13:29 Uhr zeigte sich die Sonne wieder in ihrer vollen Pracht. Das war auch der Moment, in dem die Hobbyastronomen die Kameras starteten. Zum größten Teil wurden Videos aufgenommen, um auch wirklich nichts zu verpassen, doch ein verwegegenes Mitglied fotografierte sogar manuell und das Klicken des Auslösers war in der gespannten Stille deutlich zu hören. Plötzlich rief jemand: „Da war sie! Ich hab sie gesehen!“ Unverzüglich war der kleine Bildschirm des betreffenden Mitglieds umringt, während das kurze Video erneut abgespielt wurde.

Foto: (c) Oliver Paulien, ASL
Und tatsächlich, da war sie! Die ISS, die in einem Bruchteil einer Sekunde vor der Sonne vorbeiflog. Die Aktion „ISS-Sonnentransit“ war ein voller Erfolg geworden. Glücklich packten die Mitglieder der Sternwarte ihre Teleskope, Kameras und diverses anderes Equipement wieder ein und fuhren nach Hause.

Foto: (c) Alexander Müller, ASL
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